Wenn die demenzkranke Albertine B. (91, Name geändert) früher aus dem

Altenheim „Koppenbergs Hof“ in Herne-Süd weglief, bekamen die

Pfegekräfte leicht Schwei.ausbrüche und mussten mit Kollegen eine große

Suchaktion starten. Heute schauen sie kurz auf ihr Handy, einige Minuten

später ist die Bewohnerin aufgespürt. Dafür sorgen amerikanische Satelliten,

die in rund 20.200 Kilometern die Erde umrunden. Heimleiter Sven Heidrich

sagt voller Stolz: „Dank der komplizierten Weltraum-Technik wird bis auf etwa

zehn Meter genau der Standort angezeigt.“

Die körperlich rüstige Herner Seniorin trägt ein Armband mit einem GPSSender.

Die Schwestern können so auf ihrem Handy den genauen

Aufenthaltsort der Frau sehen. „Das ist natürlich recht kostspielig, nur bei

gefährdeten Personen greifen wir auf das System zurück“, sagt Heidrich.

Seit zwei Jahren wird das „Global Positioning System“ (kurz GPS genannt)

auch in der Betreuung von demenzkranken Senioren eingesetzt. Immer mehr

Häuser in Deutschland nutzen es.

Autofahrer kennen es längst, dabei war es vor einigen Jahren noch eine

kostspielige Zusatzausstattung in Nobelschlitten, heute hat es auch „Otto

Normalverbraucher“. Statt Karten zu studieren, vertraut er dem

Navigationssystem in seinem Auto. Auch andere Verkehrsmittel sind mit

einem „Navi“ ausgestattet. So sorgt ein GPS-Gerät am Zweirad dafür, dass

Radfahrer nicht vom rechten Weg abkommen. Auf einem Display geben auch

sie ihr Ziel ein: 24 Satelliten umkreisen die Erde, um ihnen den Weg zu

weisen. Tatsächlich gibt es sogar 32 Satelliten, aber davon sind einige in

Reserve oder werden gerade repariert. Gebraucht wird aber nur der

gleichzeitige Kontakt zu vier Satelliten auf unterschiedlichen Bahnen. Die

Technik für Senioren arbeitet genau umgekehrt. Hier kommt es nicht auf das

Ziel an, sondern auf den genauen Standort.

Allerdings: Sind die Amerikaner irgendwo auf der Welt in einen Krieg

verwickelt, schalten sie schon mal das vom Militär entwickelte GPS-Systems

ganz oder teilweise ab, um den Gegner zu verwirrren. Dann haben auch die

Pfegekräfte in Herne das Nachsehen. Ein eigenes europäisches System soll

allerdings in einigen Jahren das amerikanische ablösen und ständig korrekt

arbeiten. Dann ist möglicherweise damit zu rechen, dass sogar alle Patienten

in den Herner Altenheimen mit einem Ortungssystem ausgerüstet werden.

 

Alf Rolla